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Alles rund ums Abstract
Eine allgemeine erklärung
Will man an einer Tagung mit einem Beitrag teilnehmen, muss man in der Regel ein Abstract, auch Exposé genannt, bei der Tagungsleitung einreichen und sich so für die Teilnahme zu bewerben. Darin stellt man vor, wovon der Beitrag handeln soll und auch, worin die eigene Expertise auf diesem Gebiet liegt. Das Abstract ist eine eigene Textform, die insbesondere unerfahrene Wissenschaftler*innen am Anfang ihres akademischen Werdegangs vor Rätsel stellen kann.
Beim Schreiben Deines Abstracts solltest Du im Blick haben, dass diejenigen, die Dein Abstract lesen, in möglichst kurzer Zeit und mit wenig Aufwand wissen wollen, worüber Dein Beitrag ist, denn Sie haben in der Regel einige Abstracts zu lesen. Du solltest daher darauf achten, dass Dein Abstract ihnen entgegenkommt und alles Nötige beinhaltet. Im Nachfolgenden haben wir dazu einige Informationen zusammengetragen, die Du beachten solltest, wenn Du ein Abstract für die Teilnahme am Driburger Kreis einreichst, die aber auch für Abstracts allgemein gelten.
Bevor es losgeht
Ließ die Vorgaben im Call for Paper (CfP) bzw. der Ausschreibung und richte Dich inhaltlich wie formell danach. So gibt der Call in der Regel an, worum es bei der Veranstaltung geht und welche Art von Beiträgen man sich erhofft. Plane Deinen Vortrag entsprechend und gehe im Abstract darauf ein. Halte Dich außerdem an formelle Angaben wie Länge oder Formatierung, sofern sie vorhanden sind.
Formales
Häufig gibt es keine formellen Angaben zum Abstract. In diesem Fall kannst Du Dich an folgenden Punkten orientieren:
- Das Abstract sollte nicht länger als eine Seite (ca. 500 Wörter) sein, idealerweise mit 1,15 oder 1,5 Zeilenabstand und Schriftgröße 12, um den Lesefluss nicht zu erschweren.
- Setze den Titel des Beitrags gut leserlich vom Haupttext ab, zum Beispiel indem Du ihn fett und in einer größeren Schriftgröße machst.
- Vermeide Fußnoten. Willst Du ein Zitat einfügen, genügt im Fließtext eine Angabe von Autor, Werk und Seitenzahl, beispielsweise (Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen (1962), 12). Aber auch damit solltest Du sparsam umgehen!
- Schreibe auf jede Seite Deinen Namen und den Kurztitel des Beitrags, zum Beispiel in der Kopfzeile des Dokuments. So erleichterst Du es Lesenden, Deinen Beitrag auch dann zuzuordnen, wenn sie mehrere Abstracts vor sich haben.
- Aus demselben Grund solltest Du Seitenzahlen einfügen, sollte Dein Abstract länger als eine Seite sein.
- Vermeide unnötige Formatierung, zum Beispiel farbige Schrift oder mehrere Schriftarten. Auch Bilder oder Diagramme gehören nicht in ein Abstract.
Inhaltliches
Es geht bei dem Abstract darum, in Kürze zu verstehen, wovon Dein Beitrag handeln soll und ob er zum Thema der Veranstaltung passt. Inhaltlich solltest Du daher Folgendes beachten:
- In den meisten Fällen adressierst Du bei der Veranstaltung ein themenfremdes Publikum. Formuliere schon das Abstract so, dass es auf einem gut verständlichen Niveau und zugänglich ist für jemanden, der zwar beispielsweise in der Wissenschaftsgeschichte, aber nicht zwangsläufig in Deinem Themenfeld oder Deiner Epoche unterwegs ist.
- Lege dar, inwiefern Dein Beitrag zum Veranstaltungsthema passt, falls es eines gibt.
- Erwähne klar, wo Du Dein Thema zeitlich und inhaltlich verortest, indem Du eine Epoche oder einen Zeitabschnitt und eine Fach- oder Themenrichtung angibst, beispielsweise: „Ich will in meinem Beitrag auf die Debatten um die Atomphysik im Kalten Krieg eingehen.“
- Erläutere grob (!), wie Du Deinen Beitrag aufbauen Es ist nicht notwendig oder möglich, bei der Kürze des Abstracts ins Detail zu gehen. Es reicht, wenn Du zum Beispiel erwähnst: „In einem ersten Teil will ich meine Fallstudie historisch verorten und die Quellen erläutern. Im zweiten Teil gehe ich dann auf den Fall selbst ein, ehe ich ihn schließlich in den Gesamtzusammenhang einbette.“
- Erläutere Methoden oder Quellen, auf die Du Dich beziehst, nur, wenn sie Thema Deines Beitrags sind oder Du davon ausgehst, dass sie dem Publikum fremd sind. Es ist beispielsweise nicht notwendig, im Abstract zu erklären, was eine Diskursanalyse oder was Kuhns Paradigmenwechsel ist, wenn Du Dich in Deinem Beitrag darauf beziehst.
Wir empfehlen Dir, spezifische Methoden kurz zu erwähnen, beispielsweise: „Ich will in meinem Beitrag die Auswertung der Zeitzeugeninterviews zum Thema vorstellen.“ Das kann dem Tagungskomitee helfen, Deinen Beitrag in ein passendes Panel einzuordnen.
Kurzbiographie
In der Regel sollst Du neben Deinem Abstract eine Kurzbiographie von Dir einreichen. Sie dient den Veranstalter*innen dazu, Deinen Namen und Deine Heimatinstitution, zum Beispiel Deine Universität, korrekt ins Programm einzutragen. Manchmal achten Veranstalter*innen auch darauf, dass in Panels oder allgemein bei der Veranstaltung eine ausgeglichene Zahl an Teilnehmer*innen aus verschiedenen Kategorien, zum Beispiel von Doktorand*innen, Postdocs und Professor*innen, herrscht.
Außerdem dient die Kurzbiographie Moderator*innen ggf. dazu, Dich vor Deinem Vortrag anzukündigen. Sie werden in der Regel also nicht veröffentlicht (außer es steht im Call oder an anderer Stelle anders), sondern sind hauptsächlich für die Organisation. Daher solltest Du bei Deiner Kurzbiographie ein paar Punkte beachten:
- Schicke keinen (tabellarischen) Lebenslauf, sondern eine Beschreibung von 100 bis 150 Wörtern.
- Nenne in dieser Beschreibung Deinen Namen, Deine derzeitige Heimatinstitution, wenn Du eine hast und Dein aktuelles Forschungsthema sowie die Art des Projektes (Bachelor- oder Masterarbeit, Promotion, Postdoc Projekt, Habilitation).
- Optional, aber nützlich, sind außerdem: wo Du gerade in Deinem Projekt stehst (erstes Jahr der Promotion, kurz vor Abgabe etc.), das Thema Deines letzten Forschungsprojektes, zum Beispiel Deiner Dissertation oder Masterarbeit, weitere Forschungsinteressen, andere Projekte oder Tätigkeiten, die womöglich im Zuge der Tagung oder in Verbindung mit Deinem Vortrag von Interesse für die Zuschauer*innen sein könnten.
- Was Du nicht erwähnen brauchst, sind Noten, Preise oder Betreuer*innen. In der Regel hast Du bei einer Kurzbiographie keinen Platz dafür.
- Bedenke auch, dass die Kurzbiographie unter Umständen von den Moderator*innen genau so vorgelesen wird, wie Du sie einreichst. Formuliere sie daher in gut verständlichen, kurzen Sätzen.
- Füge Deine Kurzbiographie unter Deinem Abstract ein, falls in der Ausschreibung nicht ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass sie separat verschickt werden soll.
Bonusrunde
- Häufig nicht gefragt, aber für die Veranstalter*innen sehr nützlich ist, wenn Du unter der Kurzbiographie knapp Deine wissenschaftlichen Daten angibst, beispielsweise so:
Maxima Mustermensch Doktorandin Regenbogenuniversität Wolkenkuckucksheim Maxima.mustermensch@reg-uni.de
- Du kannst außerdem die von Dir gewünschten Pronomen (zum Beispiel „er/ihn“, „sie/ihr“, „he/his“, „she/her“, „they/them“) hinter Deinem Namen angeben. Insbesondere, wenn Außenstehende ohne Hinweis potenziell andere Pronomen als die von Dir gewünschten nutzen könnten, kann das eine sinnvolle Information sein. Aber natürlich steht dem auch nichts entgegen, wenn Du, ohne mit möglichen Missverständnissen zu rechnen, die von Dir gewünschten Pronomen kommunizieren möchtest.
Abstract einreichen
Nun hast Du Dein Abstract fertig und bis bereit, es abzuschicken. Beachte dabei Folgendes:
- Schicke das Abstract an die korrekte Adresse oder nutze das dazu vorgesehene online Formular, wenn es eines gibt. Überprüfe vorher nochmal, ob das Abstract das gewünschte Format hat.
- Wenn nicht anders angegeben, solltest Du das Abstract als PDF oder Word-Datei Beim Driburger Kreis bevorzugen wir ein Word-Format, da wir die Abstracts nach der Tagung in einen internen Bericht für die GWMT einfügen.
- Wenn im Call mehrere E-Mailadressen angegeben sind und nicht weiter ausgeführt ist, an wen Du es schicken sollst, schicke es am besten an alle Adressen.
- Sprich die Zuständigen in der E-Mail direkt an („Sehr geehrte Frau XXX“), wenn Du ihre Namen kennst. Falls nicht, ist eine allgemeine Anrede („Sehr geehrte Damen und Herren“, „Dear research committee“) auch möglich.
Sonstiges
- Wenn Du Fragen hast (von „Passt mein Thema?“ bis hin zu „Ist es möglich, ein Video während des Vortrags abspielen zu lassen?“, wende Dich am besten frühzeitig an die Organisator*innen. Sie beantworten die Fragen sicherlich gerne, aber es könnte ein paar Tage dauern, bis Du eine Antwort bekommst.
- Scheue Dich nicht, Fragen zu stellen, die Dir womöglich banal vorkommen, zum Beispiel wenn es um das Format oder Präsentationsmöglichkeiten geht oder Du nicht sicher bist, ob Dein Projekt zum Thema passt. Die Rahmenbedingungen für Veranstaltungen variieren stark und insbesondere für diejenigen, die noch nicht viel Erfahrung mit Tagungen oder Workshops haben, bestehen häufig Unklarheiten.
Über Sessions & Panels
Meistens ordnen die Veranstalter*innen einzelne Beiträge in Panels von 3 bis 4 Vorträgen an, die thematisch zueinander passen, beispielsweise, weil sie alle über Medizin im Mittelalter sind. Häufig kann man bei Tagungen auch eigene Sessions oder Panels einreichen, das heißt, mehrere Beiträge in einem Block, die sich auf dasselbe Thema beziehen. Dabei gibt man im Vorhinein an, wer am Panel teilnehmen wird und mit welchem Beitrag. In der Regel wird im Call spezifiziert, wie man sich für so ein Panel bewirbt, ob jede*r Teilnehmer*in ein eigenes kurzes Abstract einreichen oder man ein gemeinsames verfassen soll und wer das Panel moderiert.
Dabei gibt es üblicherweise zwei Arten von Panels:
- Das „Projektpanel“, bei dem Du mit anderen aus Deinem Projekt oder anderen Forscher*innen teilnimmst, die mit Dir und Deinem Projekt zu tun haben. Ihr kennt euch schon im Vorfeld und beschließt zusammen, ein Panel einzureichen.
- Das „ausgeschriebene Panel“, bei dem Du öffentlich oder semi-öffentlich nach anderen Panelteilnehmer*innen suchst. Hier schreibst Du gewöhnlich so etwas wie ein kleines Call for Paper für dieses Panel und bekommst dann von anderen Interessierten ein Abstract zugesandt. Umgekehrt kannst Du Dich natürlich auch auf solche Panelausschreibungen bewerben. Die Initiator*innen wählen dann ihre Teilnehmer*innen aus und reichen die Abstracts bei den Veranstalter*innen ein. Solche ausgeschriebenen Panels sind im deutschen Sprachraum und bei den meist eher kleineren wissenschaftshistorischen Tagungen verhältnismäßig selten, aber Du findest sie gelegentlich für internationale Tagungen. Sie können eine gute Möglichkeit sein, andere Forschende zu einem Thema zu finden und sich mit ihnen und anderen Interessierten während des Panels auszutauschen.
Wie wird ausgewählt und wer wird eingeladen?
Welche Abstracts ausgewählt werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. In der Regel wählen Veranstalter*innen danach aus, ob der Inhalt und das Format des Beitrags zum Inhalt und Format der Veranstaltung passen. Sollten sie nur begrenzte Plätze und zu viele passende Einreichungen haben, werden womöglich – je nach Veranstaltung – jene bevorzugt, die noch nicht bei der Veranstaltung vorgetragen oder wenig Erfahrung haben.
So verhält es sich beispielsweise beim Driburger Kreis. Wir haben immer nur sehr begrenzte Beitragsslots, da wir Diskussionen viel Zeit einräumen und auf parallele Panels verzichten wollen. Haben wir mehr Einsendungen als Beitragsslots, geben wir jenen den Vorzug, die noch weniger Erfahrung haben, zum Beispiel Doktorand*innen vor Postdocs, um ihnen eine Chance zu geben, beim Driburger Kreis zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Natürlich sind auch jene herzlich eingeladen, als Mitdiskutant*innen am DK teilzunehmen, die wir leider nicht als Vortragende einladen konnten.
Andere Kriterien, auf die Veranstalter*innen zum Beispiel auch achten, sind die institutionelle Herkunft oder besondere Perspektive der eingereichten Beiträge. So könnten Veranstalter*innen beispielsweise darauf achten, dass nicht alle Vortragenden aus demselben Projekt kommen, sofern sie kein eigenes Panel eingereicht haben.
Wird Dein Beitrag also irgendwo abgelehnt, muss das nichts mit der Qualität Deines Abstracts und schon gar nicht mit Deinem Projekt zu tun haben. Solltest Du unsicher sein, woran es lag, dass Dein Beitrag abgelehnt wurde, kannst Du natürlich bei den Veranstalter*innen nachfragen. Du solltest zwar kein ausführliches Feedback erwarten, das können sie bei dem Abstract auch nur selten leisten. Aber in der Regel wird man Dir wenigstens eine kurze Begründung geben können.